Ein Kirchturm auf Wanderschaft
Die Willmersreuther St.-Andreas-Kirche ist nach eineinhalb Monaten wieder komplett.
Der Kirchturm schwebt am Haken.
Endlich geht es in Willmersreuth wieder „himmelwärts": Gestern Morgen wurde die Turmspitze der Evangelischen St.-Andreas-Kirche auf den erneuerten Glockenstuhl gesetzt. Zu den spektakulären Arbeiten mit dem Kran hatten sich zahlreiche Gemeindemitglieder im Ortszentrum eingefunden.
Es ist nicht nur die besondere Symbolik des „gen Himmel" ragenden Kirchturms, wegen der sich Pfarrer Thomas Schmidt über die Rückkehr der zehn Tonnen schweren Spitze freut. Seit dem 31. August war seine Kirche nicht bloß ohne Turm, sondern zugleich auch ohne Glocken. „Dass das Läuten fehlt, ist schon etwas gewöhnungsbedürftig", meint Schmidt. So werden die Bewohner von Willmersreuth normalerweise täglich um halb sechs vom Glockenklang geweckt.
Auch Gottesdienste und Beerdigungen mussten in den vergangenen sechs Wochen ohne Läuten abgehalten werden. „Und als der Sohn des Kirchenvorstands geheiratet hat, mussten die Glocken vom Band abgespielt werden", erinnert sich der Pfarrer. Bis zum ersten Glockenschlag wird es allerdings noch vier bis sechs Wochen dauern: Erst dann ist der Turm komplett fertig. Denn noch fehlt die Schieferverkleidung: Sie wird von der Firma Eber angebracht werden.
Den Turm komplett abzuheben, war anfangs nicht geplant gewesen. „Beim Bau haben wir allerdings gemerkt, dass der Zustand der Glockenstube so desolat ist, dass diese komplett erneuert werden muss", erläutert Günther Stenglein von der gleichnamigen Zimmerei.
Feuchtigkeit und Pilze hatten das Holz marode werden lassen, zudem hatte sich die Turmspitze bereits um 15 Zentimeter nach Norden geneigt. Um die neue Glockenstube passgenau herstellen zu können, hatten die Zimmerer eine millimetergenaue Schablone vom Abbund angefertigt. Insgesamt zehn Kubikmeter Eiche für die Glockenstube der Kirche verbaut worden.
Der Kirchturm sitzt auf der neuen Glockenstube.
Für die Sanierung waren anfangs 133 000 Euro veranschlagt, so Hans-Lothar Kaiser vom Kirchenvorstand. Hierfür waren bereits Zuschüsse der Oberfrankenstiftung, des Landkreises, der Marktgemeinde Mainleus sowie der Landeskirche bewilligt worden. Durch die Arbeiten am Glockenturm haben sich die Kosten jedoch auf 271nbsp;000 Euro summiert. Ob die Zuschüsse angepasst werden, weiß Pfarrer Schmidt noch nicht: „Wir hoffen es aber sehr – schließlich haben wir in den letzten Jahren bereits zwei Renovierungen komplett selbst bezahlt."
Daniela Schütte, Bayerische Runschau vom 19.09.2008