110 Jahre Liederhort
Selbstbewusst hatte der "Liederhort" Willmersreuth mit seinem gemischten Chor, mit dem Männer- und Frauenchor den Samstag für die Jubiläumsfeier zum 110-jährigen Bestehen gewählt. Vorsitzender Jürgen Karg hatte sich Sänger aus Kirchlein, aus Mainroth, aus Berndorf eingeladen.
Als Grußwortredner fassten sich die stellvertretende Landrätin Christina Flauder und stellvertretender Bürgermeister Robert Bosch kurz. Der Chorgesang ist wichtig und wertvoll für den Markt, für die Gesellschaft, betonten beide zum Jubiläum.
Doch kann ein klassischer Liederabend gegen ein DFB-Finalspiel, gegen Volksfest, Mittelaltermarkt und viele weitere Veranstaltung in der Umgebung konkurrieren? Nach dem Jubiläumskonzert war klar: Ja, Chorgesang kann es getrost mit jeder anderen Veranstaltung aufnehmen.
Die Sommerhalle war gut voll - und die Zuhörer, die sich für den Liederabend entschieden hatten, konnten einen schönen Abend mit Musik erleben, der sicher noch lange Zeit unvergessen sein wird.
Tatsächlich gab es zum Jubiläumskonzert viele Überraschungsmomente. Denn die mitwirkenden Chöre hatten sich ein Ziel gesetzt: Zu zeigen, dass Chorgesang modern sein kann, dass Gesang Spaß macht und richtig unterhaltsam ist. Deshalb brachten die Chöre klassische Chorlieder zu Gehör, aber auch moderne Schlager.
Die "liebliche Kunst"
Der Jubiläumsverein eröffnete mit seinem gemischten Chor den Konzertabend. Mit einem Madrigal "Musica, die ganz liebliche Kunst" gab das Ensemble unter der Leitung von Vitus Karg das Motto des Abends vor. Der Männerchor hatte sich bei der Probenarbeit viel Mühe gegeben. Neben den klassischen Liedern "Wie lieblich schallt" und "Alle Tage ist kein Sonntag" wollte der Chor die Zuhörer auf eine kleine Reise durch die schönsten Gegenden der Welt mitnehmen. Bei dem Lied "Kad si bila mala mare" aus Dalmatien war vor allem die kroatische Sprache eine echte Herausforderung. Und die Willmerseuther meisterten die zungenbrecherischen Textpassagen in atemberaubenden Tempo. Nicht weniger anspruchsvoll war "El canto del a sposa", ein typisches Lied aus dem Trentino.
Bette Middlers Superhit
Die Frauen aus Willmersreuth - der Frauenchor wird von Luitgard Jonak geleitet - mussten sich nicht hinter ihren männlichen Kollegen verstecken. Sie eröffneten das Programm mit den klassischen Liedern "Freut euch und singet" und "Lasst uns singen" und wagten dann ein Experiment, indem sie super-bekannte Schlager aufgriffen. Die Frauen überraschten mit einer Chorinterpretation des Super-Hits "Amsterdam" von Cora und mit einer außergewöhnlichen und zu Herzen gehenden Version von "Eleni". Ebenfalls eine Ohrenweide war "Die Rose", eine deutsche Version von Bette Middlers Superhit.
Der gemischte Chor Mainroth bezauberte mit einer gesungenen Version der kleinen Nachtmusik. Chorleiterin Larissa Efremova hatte bei der Auswahl der Stücke viel Wert auf abwechslungsreiche Sätze gelegt und mit viel Akribie und Detailliebe die Werke einstudiert.
Mit großem Können überzeugte zudem der gemischte Chor aus Mainroth. Dirigentin Larissa Efremova hatte sich beim Einstudieren der Werke viel Mühe gegeben. Die Mainrother Sänger haben viele junge Stimmen in ihren Reihen. Durch Dynamikwechsel gelang es ihnen, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Doch der absolute Höhepunkt des Repertoires war eine gesungene Version Mozarts legendärer kleiner Nachtmusik. Dirigentin Larissa Efremova schaffte es immer wieder, die Sängerinnen und Sänger mit ihrem Temperament anzustecken und zu Höchstleistungen zu motivieren. Nicht nur die Chorversion der kleinen Nachtmusik war eine Ohrenweide, sondern auch Schlager wie "Doo Dub Dah", "Du kannst nicht immer 17 sein" und Andrea Bergs "Du hast mich tausendmal belogen" machten richtig Lust auf gesungene Musik.
Eva Maria Schnapp leitete den gemischten Chor aus Kirchlein.
Der Gastchor aus Kirchlein, der von Eva Maria Schnapp geleitet wird, präsentierte ebenso ein außergewöhnliches Programm: Bei den Songs "Intrada a capella" und "Dindirin" setzten sie auf Rhythmus pur. Die Sänger aus Kirchlein hatten das klassische "Auf einem Baum ein Kuckuck...." dabei - aber mit Überraschungseinlagen: So platzte ein Luftballon als Schuss, der Kuckucksruf wurde mit einer Flöte gespielt.
Das Lied der Freundschaft
Das klassischste Repertoire des Abends präsentierte der Männerchor aus Berndorf, obwohl sicherlich Chorleiter Steffen Schwarz der jüngste Dirigent von allen war. Die Berndorfer brachten "Ännchen von Tharau" und "Im schönsten Wiesengrunde", "Überall auf der Welt" - aus Nabucco, den legendären Bajazzo und "Nimm die Stunden, wie sie kommen" sowie das Lied der Freundschaft zu Gehör.
Mit "Wiedersehen ist ein schönes Wort" und dem gemeinsamen Frankenlied - gesungen von allen Chormitgliedern und Musikfreunden in der Sommerhalle - schloss der gemischte Chor aus Willmersreuth seine Jubiläumsveranstaltung ab. Es war ein besonderer Liederabend, durch den Bernd Schaube als Moderator führte.
Sonja Adam, Bayerische Rundschau vom 19.05.2014