Krumba - Historisches

 

Seit dem Jahre 1984 hat die Interessengemeinschaft und der Heimatpflegeverein Willmersreuth e.V. wieder einen alten ländlichen Brauch aufleben lassen – die Krumba. Dieses Hausschlachtfest zählte früher zu den größten Festen im Jahresablauf der heimischen Bauern.


So feiert die Interessengemeinschaft Willmersreuth die Krumba.

Bäuerliche Traditions- und Brauchtumspflege ist Landleben. Im Kirchdorf Willmersreuth legt man darauf noch Wert und feiert jährlich die Krumba; ein Hausschlachtfest nach alten Überlieferungen, mit deftigen Hausmacherbrotzeiten und schmackhaftem Essen aus der schwarzen Küche.
Alte Koch- und Würzrezepte und die mit einem solchen Fest verbundenen Bräuche sind über viele Generationen hinweg in unserem Dorf erhalten geblieben.
Beim „Worschdfohrn, Hoffnstelln und Schbießla reckn“ gibt‘s zudem viel Spaß. Man genießt mit großem Sachverstand die schweinernen Produkte des Hausmetzgers und prüft mit List und Humor die soziale Einstellung der Bauersleute.


Die Hausmetzger zelegen ein Schwein.

Die „Willmersreuther Dorf-Krumba erinnert an solche längst vergangenen Zeiten. Seit vielen Jahren pflegt der Verein der Interessengemeinschaft Willmersreuther Bürger dieses Landleben.
Krumba, ein Begriff aus längst vergangenen Zeiten. Ein Festtag im ansonsten kargen und arbeitsreichen Jahresablauf des stolzen Bauernstandes. Das Hausschlachtfest nimmt in aller Herrgottsfrühe einen rauen Anfang. Gequieke und durchdringendes Schreien verkünden den Dorfbewohnern, dass eine Sau für den Betäubungsschlag hergerichtet wird. Die amtliche Fleischbeschau wird vom „Viechdokder“ aus der Nachbargemeinde durchgeführt. Blut rühren, Brühtrog mit heißem Wasser und Pech, Ketten, Schaber, das Zerteilen am Galgen sind urtümliche Bilder und stellten früher im fleischarmen Bauernalltag – insbesondere beim Gesinde – eine willkommene Abwechslung dar.
Der Hausmetzger – meist selbst Kleinland- oder Gastwirt – steht an diesem Schlachttag wie ein Feldherr im Mittelpunkt des Geschehens. Jede freie Hand auf dem Bauernhof wird zum Fleischtschneiden eingesetzt. Der „Metzgers-Gärch“ befasst sich derweil mit dem, was für Schwarzes Fleisch, Schinken, Pressack, Schwartenmagen, Leber- und Blutwürste bestimmt ist. Lange Därme wandeln sich zu Wurstketten und verschwinden zum Kochen im dampfenden Kessel.


Die Hausmetzger beim Schneiden des Fleisches für die Siedwürste und dem Pressack.

Wegen der fehlenden Kühlmöglichkeiten, wurde früher meist im Winter geschlachtet, dabei wurde oft der ganze Jahresbedarf eines Bauernhofes gedeckt.
Spätestens beim Schüpfessen ist rund um die Schwarze Küche alles fettig, Finger, Messergriffe, Türklinken, alles. Die Gewissenhaftigkeit und die Rezeptverschwiegenheit des Metzgers beim Abschmecken steigert sich, die gute Laune des Bauern ist von einer sozialen Großzügigkeit begleitet. Seine Frau und die Altbäuerin sorgen am großen Koch- und Backherd für die „herrlichsten Düfte“ und die nachbarschaftliche Anteilnahme wird immer größer – wir sind auf der Krumba. Die Dorfhonoratioren (Bürgermeister, Lehrer, Pfarrer und Gemeindediener) mit ihrem schon „angeborenen Riecher“ für einen dringend notwendigen Hausbesuch am Schlachttag, bestätigen dies.

Das Schlachtfest, die Krumba ist volkstümlich und bodenständig im Kulmbacher Land. Die Dorfgemeinschaft Willmersreuth in der Gemeinde Mainleus, pflegt seit vielen Jahren dieses alte Bauernbrauchtum. Das Wort Krumba wird selbst unter der alten Zunft der Hausmetzger aber auch von den Heimatpflegern ganz unterschiedlich gedeutet. Ob von den „krummen Beinen der Sau oder von den krummen Touren der Worschdfohrer“, die fränkische Krumba ist zu schön, um dies unbedingt und genau wissen zu müssen. Wichtig ist, dass der „Metzgers-Gärch“ mit dem Gewärche (Teig und Gewürz) für die Siedwürste, Blünzla und Pressack, wieder den dem alten Bauerngeschlecht angemessenen Nuancenreichtum getroffen hat, und dass das „Worschdmoß“, das der Metzger von den „Zu-Neugierigen“ beim Nachbarn holen ließ, wie im letzten Jahr passt.


Es ist geschafft: Die fertigen Siedwürste werden zum Abtrocknen aufgehängt.

Wenn die Würste zum Abtrocknen über die Holzspieße gehängt sind, folgt das Festmahl mit der Nudelsuppe auf der Grundlage der Wurstbrühe, Glie‘s und Ribbla, Siedwerschd mit Sauerkraut. Schließlich ist heute ja kein Ruhe- sondern ein Festtag.
Bei Einbruch der Dunkelheit erhebt sich draußen vor dem Haus schauerliches Geheul, schrille Schreie, Gepolter, Radau, Geklapper. „Die Werschdfoorer kumma!“. Die Bezeichnungen wechseln zuweilen: Kratzer, Spießlesregger, Hoofnsteller. Sie kommen wie Geister der Vorzeit, die ihren Tribut fordern, Kratzen ist ja nichts anderes als fordern. In der Regel bricht die tolle Schar, rußgeschwärzt und vermummt in alten Kleidern, mit verstellten Stimmen in die Stube herein, vollführt hektische Tänze und Sprünge, und holt sich mit oft hinterfotzig klingenden und humorvoll verpackten Kratzssprüchla ihren Krumba-Anteil. Es wird gesungen und musiziert. Jeder „Schlachtbissen“ der von der Bäuerin in die mitgebrachten Töpfe und Kannen gegeben wird, wird laut mit Hohn oder Beifall quittiert. Außerdem wird natürlich auch noch von den am Tisch üppig gefüllten Tellern und Schüsseln probiert.

Im übrigen werden Wurstbrühe, Würste und Fleisch auch ausgetragen, sozial scharf gestaffelt natürlich. Zuerst bekommt die Freundschaft ihren Teil ab, bei der man auf Gegenleistung rechnen darf. So kommt immer wieder Frisches ins Haus. Auch die kleinen Nachbarn werden bedacht, die mit ihren „Schelzich“ und „Spüllich mit Kließbrie“ das Jahr über zur Mästung beigetragen haben. Auch dem Lehrer und dem Pfarrer packt die Bäuerin noch eine Brotzeit für den nächsten Tag ein. Zum Probieren des „schwarzen Hafers“ werden in 4 - 6 Wochen sicherlich beide wieder einen wichtigen Besuch abstatten. Der Arbeitslohn des nicht mehr ganz nüchternen Metzgers-Gärch wird zu später Stunde in Form von Naturalien beglichen.