Ein Leben für den Willmersreuther Chorgesang

 

Seit einem halben Jahrhundert dirigiert Vitus Karg den Willmersreuther Männerchor. Bei einem Ehrenabend mit viel Musik dankte man ihm für seine Leistungen.

Vitus Karg

Als Vitus Karg gerade einmal drei Jahre alt war, drückte er Reißnägel in die Tischplatte und drückte auf den Köpfen herum. "Für ihn war das schon ein Klavier", enthülle Jürgen Jürgen Karg beim großen Chorjubiläum seines Vaters.

Mit fünf Jahren bastelte sich Vitus Karg eine Geige, der Bogen bestand aus einem Hasennussstab. "Und mit neun Jahren kaufte die Familie dem kleinen Vitus vom Kommuniongeld die erste echte Geige", erzählte der Sohn über die musikalische Laufbahn des Jubilars. Vitus Karg war sehr stolz und hüllte das Instrument in eine Decke, wenn er es mit in die Schule zum Unterricht bei Lehrer Wild nehmen wollte.

"Nur für den Hausgebrauch"
Zum Singen kam Vitus Karg erst später. Außerden lernte er Akkordeon und ein bisschen Klavierpielen - "aber nur für den Hausgebrauch". Schon im Alter von 26 Jahren kam er in den Willmersreuther Chor und wurde dessen Leiter.

Weil Vitus Karg Fernfahrer war und manchmal nicht rechtzeitig nach Hause kam, musste damals immer mal wieder eine Probe ausfallen. "Klein-Sigurd lief dann immer von Haus zu Haus und sagte die Probe ab", erinnerte sich Jürgen Karg noch haargenau an die Zeit. Doch Vitus Karg hat in Willmersreuth den Chor hochgehalten. Jahrzehntelang, bis heute.

Meilensteine gesetzt
1972 setzte er einen Meilenstein, indem er einen bunten Abend mit Männerchor, Sketchen und Schuhplattler einführte. Der Tag des Liedes in Willmersreuth war geboren.
1979 gründete sich der Frauenchor, ab diesem Jahr s wurde dann ein Drei-Stunden-Programm auf die Beine gestellt.
Die Chöre aus Willmersreuth erzielten in der Folge hervorragende Leistungen bei Wertungssingen. "Vitus Karg ist die Seele des Vereins", würdigte Jürgen Karg seinen Vater. "Ach, mir hat es in Willmersreuth einfach immer gefallen", gab der Angesprochene bescheiden zurück.
Vitus Karg ist kein Hobbychorleiter, er hat sein Handwerk von der Pieke auf gelernt, betonte Sängerkreis-Vorsitzender Professor Klaus Hoffmann.

Ein echter Idealist

Vitus Karg
"Vitus Karg ist eine Bereicherung in der Ortsgemeinschaft. Das Leben wäre ärmer und kälter, wenn wir solche Idealisten wie ihn nicht hätten", merkte die Vorsitzende der Sängergruppe Mainleus, Elfriede Stenglein, an.
Stellvertretender Landrat Jörg Kunstmann würdigte die Integrations- und Führungsleistung, die Vitus Karg in einem halben Jahrhundert Chorleitertätigkeit geleistet habe. Er habe die unterschiedlichen Interessen der Sänger und den sich immer wieder wandelnden Musikgeschmack stets unter einen Hut gebracht.

"Wir brauchen Dich weiterhin"
Bürgermeister Dieter meinte, Vitus Karg lasse sich immer wieder etwas Neues einfallen. Ein Meilenstein sei die Gründung der Stubensänger gewesen. "Vitus Karg hat Mainleus weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt gemacht", betonte Adam und äußerte noch einen Wunsch: Dass er noch viele Jahre weitermachen möge. "Wir brauchen Dich weiterhin."

Vitus Karg
Vitus Karg ist seit einem halben Jahrhundert Chorleiter in Willmersreuth. Wenn er den Männerchor dirigiert, ist er voll in seinem Element.

Auch beim großen Ehrenabend für Vitus Karg stand natürlich die Musik im Mittelpunkt. Der gemischte Chor, der Männer- und der Frauenchor zeigten sich von ihrer besten Seite. Karg freute sich besonders, dass die Sänger viele alte Lieder für ihn wieder "ausgegraben" hatten. "Ich muss ehrlich sagen, mit gefallen die alten Stücke besonders", gab er zu.
Das Stück "Die Gitarre und das Meer" von Freddy Quinn begleitete Vitus Karg selbst mit dem Akkordeon.

Vitus Karg

Stehende Ovationen
Der Frauenchor, der inzwischen von Luitgard Jonak dirigiert wird, gab ebenfalls Liedgut aus fünf Jahrzehnten zum Besten. Auch der gemischte Chor und Klaviersolist Sigurd Karg brillierten beim Jubiläumskonzert im Willmersreuther Dorfhaus. Mit der Melodie "Wiederseh'n ist ein schönes Wort" klang der musikalische Abend aus - und die gesamte Sängerschar und die Zuhörer zollten dem Chorleiter stehende Ovationen.

Sonja Adam, Bayerische Rundschau vom 26. April 2016